*tnd*ente*101*
Ente:
Heute begrüße ich – wie immer unter Pseudonym – Prof. Dr. Klöbner (we/they) und Dr. Müller-Lüdenscheid (we/they) von der Bürga°Lobby.
An dieser Stelle kurz der Hinweis: viele auf ypsilon.berlin entgendern auf a° für alle. Wir sind uns bewusst, dass das ebenso wenig perfekt ist, wie alle anderen Formen, es kommt aber von Herzen.
Zu unserem heutigen Thema: die Bürga°Lobby.
Warum wurde sie gegründet und wie wird sie bis 2028 die Themen Mitsprache, Inklusion und Wohlstand für alle prägen?
Dr. Müller-Lüdenscheid:
Während Corona wurde es sehr offensichtlich, dass wir, als Gesellschaft, uns das Leben unnötig schwer machen. Statt über gemeinsame Ziele zu sprechen, hat jede öffentliche Diskussion die Gräben nur noch weiter aufgerissen.
Prof. Dr. Klöbner:
Streit verkauft sich halt besser als Harmonie.
DML:
Genau. Nahezu alle Formate haben den gleichen Fehler gemacht. Immer und immer wieder. Sie haben dem wissenschaftlichen Konsens das Bauchgefühl gegenüber gestellt.
Aber nicht wie Daniel Kahneman in seinem Buch ‘Schnelles Denken, langsamen Denken’. Kahneman hat erklärt, wie uns das Bauchgefühl täuschen kann. Kahneman hat eine Brücke gebaut, wie wir Ängste und Vorurteile überwinden können.
Die kommerziellen Talkshows hingegen haben das Bauchgefühl als gleichberechtigten Partner sprechen lassen.
PDK:
Wir haben uns also gefragt, warum spielt die Presse- und Medienlandschaft die Menschen gegeneinander aus.
DML:
Die Antwort ist ganz banal: wegen der Quote. Streit bringt mehr Klicks, mehr Reichweite, mehr Engagement als Harmonie und Versöhnung. Da haben wir beschlossen, wir schaffen einen neuen Kanal, bei dem es nicht um die Masse an Klicks geht, sondern darum, wie hilfreich die Inhalte sind.
Ente:
Wer bestimmt, was hilfreich ist und was nicht?
PDK:
Der Einfachheit halber haben wir die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen zur Grundlage der Bürga°Lobby gemacht. Die decken alle Bereiche von Bildung, Beruf und Leben ab.
Ente:
Bürga°Lobby ist ein großes Wort. Eure #Vision2028 ist ein glückliches, gesundes und gerechtes Europa. Ihr stellt die Träume, Wünsche und Sehnsüchte der Menschen in den Mittelpunkt. Wie hält man das eigene Ego aus einem solchen Projekt heraus?
DML:
Es hilft, die eigenen Grenzen zu kennen.
Wir nehmen uns selbst nicht so wichtig. Es heißt ja, alle Macht geht vom Volke aus. Diese Macht wollen wir in sinnvolle Bahnen lenken. Nicht für alle Bürga°. Das kann ja niemand, weil die Menschen zu unterschiedlich sind. Nur für die, denen unser Konzept gefällt.
PDK:
Salopp ausgedrückt: Wir bestimmen nicht, wer was wie machen soll, sondern geben allen Menschen im Land eine Stimme und moderieren die Gespräche, die sich daraus ergeben.
DML:
Unser Job lässt sich am ehesten mit der Leitung eines Kindergartens vergleichen. Wir stellen Räume bereit – ausschließlich digital – und begleiten die Menschen dabei, ihre Stärken zu finden.
Die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen geben der ganzen Sache einen sehr harmonischen Rahmen. Ethik statt Moral. Wissen statt Meinung. Unpolitisch.
Ente:
Die Bürga°Lobby bezeichnet sich selbst als unpolitisch. Eure Empfehlung für die Bundestagswahl waren aber nur drei Parteien. Die Linke, die SPD und ganz vorne dran die Grünen. Das klingt ja schon links-grün-versifft. Was ich als Kompliment meine.
PDK:
*lacht
Wenn schon, dann bitte links-grün-elegant.
DML:
Ich persönlich kann auch mit links-grün-versifft gut leben. Unpolitisch zu sein, ist aber schon ein sehr wichtiger Punkt für die Bürga°Lobby. Sonst hätten wir uns ja gleich als Partei organisieren können.
Wir wollen uns nicht von Parteiprogrammen und Gremien einengen lassen. Wir wollen auch nicht den einen richtigen Weg predigen, den es ja eben gar nicht gibt. Wir bauen Brücken. Wir bringen Menschen zusammen, die unsere Welt bessermachen wollen. Uns ist egal, woher die Menschen kommen, solange sie gemeinsam vorwärts wollen. Betonung auf gemeinsam.
PDK:
Unser Motto lautet ja:
Gesellschaft. Gemeinsam. Gestalten.
DML:
Dieses ‘gemeinsam’ ist die Gradwanderung. Einerseits wollen wir, dass möglichst viele unterschiedliche Sichtweisen, Wünsche und Strategien aufeinandertreffen. Deshalb bezeichnen wir uns als unpolitisch. Ideen wachsen, in dem möglichst viele Menschen möglichst frei darüber sprechen. Gleichzeitig will aber keiner mit Fusions-Fritze über das Aus vom Atom-Aus diskutieren.
PDK:
Räume leben von den Menschen, die die Räume nutzen. Ein leerer Raum bringt nichts. Ein Raum voller #Kolumpen schadet sogar. Ein gutes Raumklima zu schaffen ist komplexer, als wir anfangs gedacht hatten.
Ente:
Nun sind die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen ein gleichermaßen wichtiges, wertvolles wie langweiliges Thema. Allein der Titel lässt viele schon einschlafen. Wie macht ihr das Thema verständlich?
PDK:
Wir haben es auf einen Hashtag gekürzt.
#MenschFirst
DML:
Und dann zu einem 300-seitigen Ethik-Code aufgeblasen.
PDK:
Und dann zu einem 3-zeiligen Ethik-Code gekürzt;
den *ypsee*, also den ypsILON CODe OF eTHICS:
#MenschFirst.
Handeln im Sinne der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen.
Respektvolle Kommunikation.
DML:
Damit ist es jetzt so klein und so schnell erklärt, dass sich alle auf die eigentlichen Projekte konzentrieren können.
Ente:
Warum #MenschFirst? Sollten nicht eher Umwelt und Klima an erster Stelle stehen?
DML:
Die meisten Projekte auf der Welt streben nach Profitoptimierung. Das ist in den 1980ern entglitten. Stichwort Turbokapitalismus. In den USA sieht man die Folgen besonders deutlich. Menschen verlieren nach einer Krankheit erst den Job, damit die Krankenversicherung, ihre Ersparnisse und schließlich die Wohnung. Ein krankes System, kurz vorm Kollaps.
Die zweite starke Bewegung zieht 180° in die andere Richtung, setzt Umwelt-, Natur- und Klimaschutz an erste Stelle. Die werden zwar endlich wahrgenommen, haben aber noch nicht den Erfolg, den sie verdienen.
PDK:
Anstatt 50 Jahre nach dem Club of Rome auf den Klimaschutz-Zug aufzuspringen, haben wir eine dritte Bewegung gestartet. Eben #MenschFirst.
‘Gut für dich’ ist leichter zu verkaufen als ‘Gut fürs Klima’.
DML:
Umweltschutz darf keine Entscheidung mehr sein. So gerne wir Space-Karen auf dem Mars sehen würden, wir selbst wollen schon hier auf der Erde weiterleben.
Wir zeigen, dass Umwelt- und Klimaschutz ganz leicht der Kern aller Produkte sein kann, wenn man sich an die 3-Peh-Regel hält.
People.
Planet.
Profits.
In der Reihenfolge.
PDK:
Profite sind ja etwas Gutes, solange sie nicht übermächtig an erster Stelle stehen.
Ente:
Was darf ich mir unter #MenschFirst konkret vorstellen?
DML:
Das wäre genug Stoff für einen eigenen Talk.
PDK:
Wohlstand für alle.
DML:
Wie schaffst du es immer, Dinge so zu komprimieren? Ich hatte da jetzt ein fettes Sachbuch vor Augen und wusste gar nicht, wo ich anfangen sollte.
Aber ja. Wohlstand für alle.
Ente:
Was hat die Bürga°Lobby bisher erreicht?
DML:
Ein schwieriges Thema. Wir haben jahrelang mehr gestritten, als gearbeitet. Unsere größte Errungenschaft ist daher wohl die Webseite. Das *y* oder eben ypsilon.berlin. Die gemeinsamen Ziele der unterschiedlichen Projekte hervorheben und die Differenzen aushalten. Überhaupt noch da zu sein. Das klingt nach wenig, aber nach den stürmischen Jahren ist Überleben schon eine Leistung an sich.
PDK:
Wir sind enttäuscht, dass alles so viel länger dauert als geplant.
Wir sind schockiert, wie viele Freundschaften während Corona zerbrochen sind.
Wir sind dankbar, für jedes einzelne Projekt, dass es bereits auf die Webseite geschafft hat und bis 2028 noch dazu kommen wird.
Ente:
Streit ist ja ein generelles Problem unserer Zeit. Gefühlt streiten alle und immer. Jeda° sieht die eigene Meinung als Zentrum des Universums.
Die Bürga°Lobby begleitet Menschen und Projekte dabei, den Blick auf gemeinsame Ziele zu richten. Ihr fördert Partnerschaften, die so stark sind, dass sie auch Differenzen aushalten. Wie schafft ihr das?
PDK:
Mit unserem Code of Ethics, dem *ypsee*.
Auf unseren Seiten gibt es weder Hass noch Hetze, weil wir schon Welten früher einschreiten. Wir bestehen auf respektvolle Kommunikation.
DML:
Ein aggressiver Ton bringt Reichweite und Engagement. Deshalb gehen Medien auch so zögerlich gegen Hass und Hetze vor.
Indirekt fördern Medien den ganzen Streit sogar, um mehr Klicks zu erzeugen, um so ihre Werbeeinnahmen zu steigern.
Unser Content ist zeitlos. Die Texte sollen auch 2028 noch lesenswert sein. Dadurch können wir uns dem Clickbait entziehen und auf Respekt bestehen.
Ente:
Eine Wohlfühloase wollt ihr aber ausdrücklich nicht werden. Wieso das?
PDK:
Komfort ist Stillstand.
DML:
Die Welt wird nicht besser, wenn wir sie schönreden. Jedes Wort auf die Goldwaage zu legen, verlangsamt und verhindert Kommunikation. Empathische Kommunikation braucht Übung. Wer übt, macht Fehler. Wer viel übt, macht viele Fehler. Das müssen wir lernen auszuhalten. Fehler darf man vergeben.
Ente:
Wie sieht denn für euch die glückliche, gesunde und gerechte Welt im Jahr 2028 aus? Das ist ja nun nicht mehr so weit entfernt.
DML:
Zuerst einmal gehen wir davon aus, dass es ein bedingungsloses Grundeinkommen gibt. Mehr Sachleistung als Cash. Eine kleine aber feine Wohnung, kostenloses Essen in den Restaurants der Tafel, ein wenig Taschengeld und freier Zugang zu Therapien, Bildung und Berufsberatung.
Das bedingungslose Grundeinkommen plus der demographische Faktor, dass Millionen von Menschen in Ruhestand gehen, aber nur hunderttausende neu ins Berufsleben starten, wird den Arbeitsmarkt verändern. Auch mit KI und Automatisierung wird der Fachkräftemangel sich verstärken. Wer qualifizierte Mitarbeitende haben will, muss denen etwas bieten. Und da reden wir jetzt nicht vom Obstkorb und einer Wasserflatrate am Wasserhahn der Teeküche.
Wir denken, die 28-Stunden-Woche, also beispielsweise 4 Tage zu 7 Stunden, wird das Maß der Dinge werden. Von 28-Stunden werden die Menschen gut leben können. Entweder, weil sie ein hohes Gehalt bekommen, oder weil sie neben einem guten Gehalt mietfrei in einer Firmenwohnung leben.
Handwerksbetriebe werden mehr Mitarbeitende haben, um auf die nötige Zahl an Arbeitsstunden zu kommen. Viele Menschen, denen die KI einen langweiligen Bürojob mit hohem Burn-Out-Risiko wegrationalisiert, werden das Handwerk für sich entdecken.
Viele Menschen werden einen Teil ihrer Freizeit in Ehrenämter stecken. Andere werden die gewonnene Zeit nutzen, um nebenberuflich ein Hobby oder Talent zur Selbständigkeit aufzubauen.
Wenn die Masse der Menschen unterm Strich mehr Freizeit hat und mehr Geld, um die Freizeit auch zu genießen, dann entsteht dadurch ein Wirtschaftsaufschwung.
Viele Menschen werden glücklicher sein und damit auch gesünder. Wir entlasten also auch unser Gesundheitssystem und die Menschen, die in Pflegeberufen leben.
Kurz: wir sehen für 2028 ein glückliches, gesundes und gerechtes Europa.
PDK:
Ich möchte schon noch gesagt haben, dass die Welt bereits heute besser ist, als uns die Medien glauben machen wollen. Wir haben eine gute Ausgangslage.